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Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Beobachtung eingeben

 

Die Gelbbauchunke, als typische Bewohnerin des Berg- und Hügellandes teils auch „Bergunke“ genannt, ist zwar aus allen saarländischen Landesteilen bekannt, jedoch konzentrieren sich die Vorkommen auf die mittleren und südöstlichen Naturräume (Prims-Blies-Hügelland, Saarkohlenwald).

Die Verbreitung der Art im Saarland spiegelt wider, dass sie – neben teils Wildtiersuhlen und Bachkolken – ihre primären Fortpflanzungs- und Aufenthaltsgewässer in unverbauten Bach- und Flussauen fand, welche heutzutage jedoch fast vollständig zerstört wurden. Besonders die von der Art zur Reproduktion benötigten temporären Kleingewässer, welche sich schnell und stark erwärmen und von wenigen Konkurrenten und Prädatoren besiedelt werden, entstanden früher durch die natürliche Auendynamik, heute vor allem durch menschliche Tätigkeiten. Daher besiedelte die Gelbbauchunke sekundär auch im Saarland Störflächen wie Abgrabungen, Steinbrüche oder Bergbaufolgelandschaften, wo die natürliche Dynamik durch menschliche Tätigkeit imitiert wird. Die Laichgewässer der Unken müssen zudem nicht nur im besonnten Offenland liegen, sondern auch mit weiteren Feuchtlebensräumen (mit Aufenthaltsgewässern, Hochstaudenfluren) und Laubwäldern mit geeigneten Winterverstecken als Landhabitat verzahnt sein.

Gelbbauchunke - im Saarland stark gefährdet

Die historisch teils großen Bestände, welche die Art im Saarland besonders in den von der ehemaligen Montanindustrie geprägten Sekundärhabitaten aufbaute, sind heutzutage vielerorts durch Nutzungswandel, ungelenkte Sukzession und im Falle von Abgrabungen vor allem Verfüllung („Rekultivierung“) verschwunden. So finden sich etwa im Saar-Blies-Gau nur noch isolierte Restvorkommen des wohl einst größten saarländischen zusammenhängenden Vorkommens entlang des dortigen, ehemaligen Kiesabbaus. Während durch den Naturschutz mancherorts Populationen durch Pflegemaßnahmen bewahrt werden (z.B. LIK-Nord), steht es vielerorts schlecht um die Art. Allgemein gehört sie in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Amphibien, so auch im Saarland, wo die Gelbbauchunke bereits in der letzten Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft wurde. 

Die meist etwa 4 cm kleine Gelbbauchunke ist aufgrund ihrer schwarz-gelben Bauchmusterung, welche bei jeder Unke ein Leben lang individuell gezeichnet bleibt, unverkennbar (Foto 1). Jedoch sieht man diese Musterung zumeist nicht, da man die Unken hauptsächlich im späten Frühjahr und Sommer in ihren Gewässern antrifft. Nur bei akuter Bedrohung geht die Unke in die sogenannte Kahnstellung („Unkenreflex“) und präsentiert dem Angreifer ihre Warnfarben, die auf ihr potentes Hautgift hinweisen (Foto 2). Auch kann man Unken durch den Fund ihrer kleinen, nur wenige Eier umfassenden Laichpakete nachweisen, von welchen jedes Weibchen mehrere vom späten Frühjahr bis Spätsommer („Versetzlaicher“) etwa an ins Wasser hängenden Grashalmen platziert (besonders nach Regenfällen nach längerer Trockenheit, welche die Kleingewässer wieder füllen). Auch die im späten Stadium großen (>4 cm) Kaulquappen mit ihrem gefleckten, großen Flossensaum sind recht gut zu erkennen (Foto 3).

Da der Fang der Unken und Larven ohne Ausnahmegenehmigung jedoch nicht gestattet ist, erkennt man die Unken auch ohne ihre schwarz-gelbe Bauchmusterung zu sehen gut im Wasser treibend anhand ihrer den meist schlammigen Kleingewässern angepassten dorsalen Tarnfärbung (Foto 4) und bei genauerer Betrachtung ihrer herzförmigen Pupille (Foto 5). Das Männchen klammert das Weibchen zudem im Bereich der Hüfte und nicht etwa wie bei stammesgeschichtlich „moderneren“ Froschlurchen (wie der Erdkröte) hinter den Vorderbeinen (Foto 6). Männchen sind in der Fortpflanzungszeit am besten durch die schwarzen Brunftschwielen an den Vorderextremitäten zu erkennen. Eine weitere gute Nachweismöglichkeit sind letztlich die Rufe der Männchen („Unkenrufe“, ein Hörbeispiel findet sich hier: http://www.karch.ch/karch/de/home/amphibien/amphibienrufe.html), welche vom späten Frühjahr bis in den Sommer (teils bei guter Witterung noch bis September) aus den Laichgewässern ertönen. Die Rufer starten teils schon nachmittags, zumeist sind die Chöre der Männchen jedoch in der Dämmerung und bei Dunkelheit zu hören. Das Verhören von rufenden Männchen hat den großen Vorteil, dass selbst in Betrieb befindliche Abgrabungen von außerhalb überprüft werden können ohne Privatbesitz zu betreten und sich evtl. selbst in Gefahr zu begeben. Zudem können beim abendlichen Verhören neben der Gelbbauchunke auch leicht weitere Amphibienarten durch ihre Rufer nachgewiesen werden (hier hört man z.B. neben rufenden Unken auch die Geburtshelferkröte

Rufe der Gelbauchunke

Rufe von Gelbauchunken und Geburtshelferkröten

Gelbbauchunke, Bauchmuster

Foto 1: Gelbbauchunke, Bauchmuster. Mattheiser Weiher bei Trier. Foto: Christian Klemmer

Gelbbauchunke, Unkenreflex Kahnstellung

Foto 2: Gelbbauchunke, Unkenreflex Kahnstellung. Mattheiser Wald bei Trier. Foto Norman Wagner

Gelbbauchunke, Kaulquappe

Foto 3: Gelbbauchunke, Kaulquappe. Foto; Burkhard Thiesmeier

Gelbbauchunke, dorsale Tarnfärbung

Foto 4: Gelbbauchunke, dorsale Tarnfärbung. Mattheiser Wald bei Trier. Foto: Norman Wagner

Gelbbauchunke

Foto 5: Gelbbauchunke. Aveler Tal bei Trier. Foto: Katja Bredimus

Gelbbauchunken, Amplexus

Foto 6: Gelbbauchunken, Amplexus. Mattheiser Wald bei Trier. Foto: Katja Bredimus

Aktionsarten

  • Schwalbenschwanz
  • Gelbbauchunke
  • Kleines Knabenkraut
  • Moorglöckchen
  • Feuersalamander