Trachemys scripta (Thunberg in Schoepff, 1792)
Deutsche Namen
Nordamerikanische Schmuckschildkröte, Buchstabenschmuckschildkröte
Aussehen
Die Nordamerikanische Schmuckschildkröte gehört zu den Neuwelt-Sumpfschildkröten und umfasst drei Unterarten: Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans), die Gelbbauch-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta) und die Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii). Charakteristisch für die Nordamerikanischen Schmuckschildkröten ist der farbige Wangenstrich, der je nach Unterart rot oder gelblich sein kann. Hingegen ist der flache ovale Panzer bei den erwachsenen Tieren unauffällig braun gefärbt. Die Schildkrötenpanzer können Durchmesser von 20 bis 30 cm erreichen, wobei die Männchen tendenziell etwas kleiner sind als die Weibchen.
Herkunft, Einwanderungsweg und Ausbreitung
Wie der deutsche Artname vermuten lässt, stammt die Art aus Nordamerika, genauer aus dem Südosten der USA. Erstmalig nach Europa eingeführt wurden die Schmuckschildkröten bereits im 19. Jahrhundert. Aussetzungen im größeren Maß dürften jedoch erst nach dem zweiten Weltkrieg erfolgt sein, als die Tiere über den Zoo-Handel in diverse Haushalte gelangten und von dort aus achtlos in die freie Natur entlassen wurden. So ist die Art heute aus allen Bundesländern mit unbeständigen Vorkommen nachgewiesen und kommt vornehmlich im Umfeld größerer Ballungsräume vor. Inzwischen ist die Einfuhr, Nachzucht und Aussetzung Nordeuropäischer Schmuckschildkröten in der Europäische Union verboten.
Lebensraum, Ökologie
Die Nordamerikanische Schmuckschildkröte besiedelt vorzugsweise strömungsberuhigte Süßwasser-Lebensräume mit hohem Pflanzenaufkommen, ungestörten Flachwasserbereichen sowie geeigneten Sonnplätzen, wie Steine und Baumstämme. Hier wärmen sich die Tiere bei Sonnenschein auf. Die Überwinterung der kälteempfindlichen Tiere findet hingegen unter Wasser statt. Als Allesfresser ernähren sich die Nordamerikanischen Schmuckschildkröten sowohl von tierischer Nahrung, wie Amphibienlarven, Würmer und kleine Fische, als auch von pflanzlicher Nahrung.
Ihre Geschlechtsreife erreicht die Art im Alter von zwei bis sieben Jahren, wobei die potenzielle Lebenserwartung mit 40 Jahren angegeben wird. Die Gelegegröße kann bis zu 30 Eier umfassen. Wie bei vielen anderen Schildkrötenarten wirkt sich die Temperatur in der frühen Embryonalphase darauf aus, welches Geschlecht die Nachkommen ausbilden. Insbesondere während der etwa 90 Tage langen Inkubationszeit der Eier ist die Art relativ frostempfindlich, weswegen Reproduktionserfolge in Deutschland vornehmlich in klimatischen Gunsträumen festgestellt werden konnten.
Problematik
Die Nordamerikanischen Schmuckschildkröten gelten unter anderem aufgrund ihres umfangreichen Verzehrs von Amphibienlarven als Gefährdungsfaktor für die heimische Biodiversität. Dabei können kann die fremdländische Art auch mit äußerst seltenen einheimischen Tierarten, wie der hierzulande vom Aussterben bedrohten Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), in Nahrungskonkurrenz treten. Ebenfalls problematisch ist der Umstand, dass die gebietsfremde Art lebensbedrohliche Krankheiten auf geschützte Wirbeltiere übertragen kann.
Ausgewählte Quellen und weiterführende Literatur
Bundesamt für Naturschutz (2018): Buchstaben-Schmuckschildkröte. Management- und Maßnahmenblatt. https://neobiota.bfn.de/fileadmin/NEOBIOTA/documents/PDF/EU-VO-Art-19_M… (26.09.2022).
GBIF | Global Biodiversity Information Facility
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW - Neobiota (naturschutzinformationen-nrw.de)
Nehring, S. & Skowronek, S. (2020): Trachemys scripta - Buchstaben-Schmuckschildkröte. – In: Bundesamt für Naturschutz (Ed.): Die invasiven gebietsfremden Arten der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr.1143/2014. Zweite Fortschreibung 2019: 134–135. Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
Neobiota in Österreich – Steckbrief
Nordamerikanische Schmuckschildkröte, - Neobiota - Land Steiermark
Schradin, C. (2020): Successful reproduction of Trachemys scripta in the Altrhein of Kehl (Germany) and simultaneous increase in population estimate. – Herpetological Bulletin (154, Winter 2020): 1–7.