Nyctereutes procyonoides Gray, 1834
Deutsche Namen
Marderhund
Aussehen
Der Marderhund ist einer der kleinsten Vertreter der Familie der Hundeartigen in Europa. Charakteristisch für diese Art ist die schwarze Gesichtsmaske, die zwischen den Augen unterbrochen ist und der Wangenbart. Der Marderhund hat eine Körperlänge von 50 bis 75 cm, sein buschiger Schwanz hat eine Länge von 15 bis 25 cm. Er erreicht eine Schulterhöhe von 20 bis 30 cm und kann bis zu 10 kg wiegen. Sein Fell ist graubraun meliert, wobei Beine und Brust dunkler sind. Der Marderhund ähnelt auf den ersten Blick dem Waschbär.
Herkunft, Einwanderungsweg und Ausbreitung
Die Art ist ursprünglich in Ostasien (China, Korea, Japan, Mongolei und Russland) beheimatet, wobei sich das Verbreitungsgebiet vom winterkalten Ostsibirien bis in den tropischen Norden Vietnams erstreckt.
Der Marderhund wurde in Osteuropa für die Pelzproduktion gehalten. Von hier breitete sich die Art nach Skandinavien, in den Süden bis ins Donaudelta und nach Westen aus. Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgten die ersten Nachweise in Deutschland (Niedersachsen, Bayern, Brandenburg). In Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg leben Marderhunde in geeigneten Lebensräumen inzwischen in beachtlicher Zahl. Von dort dringen sie weiter nach Westen vor.
Lebensraum
Der Marderhund besiedelt sumpfige und nasse Wiesen mit Gehölzkomplexen, verschilfte Ufer von Gewässern sowie feuchte Laub- und Mischwälder mit reichlich Unterholz, das ihm Nahrung und Schutz bietet und als Schlafplatz dient. Weniger gern hält er sich in geschlossenen (Nadel-) Forsten oder in ausgeräumten Feldfluren auf. Während der Winterruhe und zur Aufzucht der Jungen von April bis Mai werden hauptsächlich alte Fuchs- oder Dachsbaue besiedelt. Sonst leben sie als monogame Paare in Fels- oder Erdlöchern. Marderhunde sind „Gemischtköstler“, die ihre Nahrung meist sammelnd finden. Diese ist sehr vielfältig und unterscheidet sich je nach Gegend und Jahreszeit. Der Marderhund ist überwiegend nachtaktiv, aber in abgeschiedenen Gegenden kommt er auch schon mal bei Tageslicht zum Vorschein. Marderhunde können in Gebieten mit kalten Wintern eine hin und wieder unterbrochene Winterruhe halten, während der die Körpertemperatur nicht merklich absinkt. Im klimatisch günstigen Mitteleuropa bleiben die meisten Tiere auch in der kalten Jahreszeit aktiv.
Problematik
Der Marderhund hat negative Auswirkungen auf heimische Arten und stellt vor allem für Arten, die ihm als Nahrungsquelle dienen, wie Amphibien, Mollusken, Nagetiere, Insekten und Reptilien eine Gefahr dar. Außerdem ist er Wirt für den Tollwuterreger und ein potenzieller Überträger des für den Menschen gefährlichen Parasiten Echinococcus multilocularis.
Ausgewählte Quellen und weiterführende Literatur
Nehring, S., Rabitsch, W., Kowarik, I. & Essl, F. (2015): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. BfN-Skripten, 409 Download [PDF] (Seite 222 pp.)
Landesamt für Umwelt- und Verbraucherschutz NRW, Kurzbeschreibung